für das Baum-Märchen „Der goldene Garten“

Serrulata (aus dem Lateinischen) bedeutet »fein gesägt«; wer genau hinschaut, erkennt an den Blatträndern viele Zacken, wie kleine Sägezähne.
Der Blattstiel besitzt an seinem oberen Ende gerundete Nektardrüsen.
In Japan wurden die Bäume mehr als 1.000 Jahre gezüchtet, ehe sie nach Europa kamen; das erst nach 1853!
Gepflanzt hauptsächlich als Zierbäume, in Alleen, Parks und Gärten.
Viele Zuchtformen, variieren in Größe, Form und Farbe der Blätter und Blüten.
Herbstfärbung des Laubes: intensiv rot und gelb.
Das Holz ist fein gemasert, sehr hart und dicht. Es zeigt anders als anderes Kirchbaumholz eine erstaunliche Rissfreiheit.
Besondere Pracht: die Blüten, sie zeigen sich je nach Temperatur zwischen März und Mai. Wenn ein Baum blüht, dann blüht er üppig, aber stets nur für wenige Tage. Die Blüten sind Nahrung für Wildbienen!
Hana-mi: Blüten beschauen gehen
Das Blühen beginnt mit dem zarten Rosa der Knospe, es folgt das Weiß oder Rosa der offenen Blüte, dann der leise Fall unverwelkter Blütenblätter. In Gruppen zeigen die blühenden Bäume einen dichten weiß-rosa Schleier; ein ästhetisches Sehen und Erleben. Hana-mi, sagt man in Japan, kleidete sich einst mit einem festlichen Kimono, verweilte einen Tag lang inmitten der Blüten, steckte sich Blüten ins Haar, aß und trank, musizierte, verfasste Gedichte. Niemand verpasst das Blühen, in Japan berichten die Medien detailliert vom Weg der Kirschblüte in Richtung Nord-Japan.
Die Kirsche spielt auch in Malerei und Dichtung Japans eine bedeutende Rolle. Neben Kiefer und Ahorn ist sie häufig auf Landschaftsbildern zu finden.

Blütenpracht!

In alter Zeit …
.. wurde der Kirschbaum als dem Mond zugehörig betrachtet. Wer es wagte, bei Vollmond die unter dem blühenden Kirschbaum tanzenden Elfen und Feen zu beobachten, war von Unheil bedroht. Wehe, wer ihre Einladung annahm. Einen solchem Menschen würde man am anderen Morgen tot unter dem Kirschbaum finden.
Die Geister des Kirschbaums tragen weiße oder grünliche Schleier, sind bleich und durchsichtig.
Bei den Bäumen treiben sich auch die Seelen von Verstorbenen herum.
Der Grund für das Unheimliche stammt uralter Zeit, als die Menschen fest an einen Zusammenhang zwischen dem Wachsen und Absterben in der Pflanzen- und Tierwelt und dem sich veränderndem Mond glaubten. Immerhin bewegt der Mond die riesigen Wassermassen der Meere und erzeugt so Ebbe und Flut.
Vier Wochen braucht der Mond, um unsere Erde zu umrunden, in einem Vier-Wochen-Rhythmus ist auch der Monatszyklus der Frau eingeteilt. So wurde der Mond in alten Kulturen als Symbol einer Göttin verehrt, er symbolisierte die Fruchtbarkeit der Erde, das Werden und Vergehen, den Rhythmus des Todes und der Wiedergeburt. Der Mond schwillt an und verschwindet in einem regelmäßigen Rhythmus. Deshalb war die Göttin nicht nur das lebenserhaltend, sie war zugleich die Herrin der Unterwelt.
Als Herrin der Unterwelt … war Artemis als Göttin des Todes bekannt. Und gerade ihr war der Kirschbaum als heiliger Baum geweiht. Er galt als ganz besonderer Mondbaum, vielleicht seiner silbrigen Rinde wegen. Mondbaum und Mondgöttin … mit den Jahren wurden aus den Fahrten der Göttin in die Unterwelt, aus alten Einweihungsriten, die auf den Tod vorbereiten, Gespenstergeschichten, Geschichten von unheimlichen Dingen.

Wenn dich einer fragt,
was denn
unsres Inselvolkes

wahres Wesen sei
zeig den Kirschbaum
am Berg,
der im Morgenwinde blüht!

Motoori Norinaga (1730-1801)