Foto oben: Merlot-Trauben – zum Reinbeißen!

Das Riesenfass in Bad Dürkheim ist eine Weinstube

Hauptwirtschaftszweig in Bad Dürkheim ist der Weinbau. Kurende kommen hier also stets auch mit Wein und Trauben in Berührung. Vielleicht wagen manche sich daher an eine Traubenkur. Damit lassen sich Darmträgheit und Verstopfung bekämpfen, das Bindegewebe festigen, Krampfadern vorbeugen. Auch die Durchblutung wird gefördert und Nieren, Blase, Harnwege gereinigt. Zu alldem liefern Trauben schnelle Energie. Sie machen fit, wenn man erschöpft ist und können sogar schlechte Laune zum Verschwinden bringen. Wer sie am Morgen im Müsli isst, kommt geistig und körperlich Schwung. Sie lassen sich aber auch zum schnellen Abspecken nutzen.

Zwei Tage genügen für eine erste Traubenkur. Dafür muss ein Kurender allerdings die Traubenzeit abwarten, also den Herbst. Während der Kur isst ein Kurender 1-1,5 Kilo Trauben über den Tag verteilt. Dazu erlaubt sind am Morgen 1 Tasse Tee oder Kaffee, 1 dünne Scheibe Brot mit etwas Quark, und mittags zwei gedämpfte Kartoffeln.

Übrigens: Wenn gerade keine Traubenzeit ist, dann sind Rosinen ein guter Ersatz.

So saftig, so lecker

 Was macht Trauben so gesund?

Trauben enthalten viele Vitamine, insbesondere die B-Vitamine, die für einen reibungslosen Ablauf vieler Stoffwechselvorgänge nötig sind. An Mineralstoffen sind vor allem Kalium, Phosphor, Eisen, Calcium und Natrium enthalten. Enthalten sind auch sekundäre Pflanzenstoffe, sie haben vielfältige gesundheitsfördernde Eigenschaften. Diese Stoffe sind vor allem in der Schale und in den Kernen enthalten. Iss deshalb auch kernhaltige Trauben, auch wenn du den Biss auf einen Traubenkern als etwas unangenehm empfindest. Besonders reichlich kommen die sekundären Pflanzenstoffe in den roten Weintrauben vor.
Der enthaltene Zucker gelangt rasch ins Blut und ist somit ein schneller Energiespender. Der Zucker verleiht den Trauben nicht nur die Süße, sondern macht auch den größten Teil des Energiegehaltes der Trauben von 68 kcal in 100 Gramm aus.

Trauben – Gesundheit für den Körper
Trauben beeinflussen dank der wertvollen Inhaltsstoffe das gesundheitliche Wohlbefinden auf vielfältige Weise:
Kalium: Der hohe Kaliumanteil in den Trauben wirkt entwässernd und reguliert so den Wasserhaushalt.
Antioxidative Wirkung: Die sekundären Pflanzenstoffe Resveratrol und OPC schützen die Körperzellen vor schädlichen Radikalen durch ihre antioxidative Wirkung. Auch fördern sie die Durchblutung und beugen Herz- und Kreislauferkrankungen vor. Durch den Zellschutz werden auch Alterungsprozesse verlangsamt. Ebenfalls antioxidativ wirksam ist die enthaltene Substanz Quercetin. Die sekundären Pflanzenstoffe stärken auch das Immunsystem und schützen so vor Infektionskrankheiten. Auch sollen sie das Wachstum von Krebszellen hemmen.
Resveratrol soll positive Effekte bei Arteriosklerose und Arthritis haben, den Insulinspiegel im Blut niedrig halten und für eine gesunde Leber sorgen. Da Quercetin im Körper die Freisetzung von Histamin verhindert, stellt es ein natürliches Mittel gegen Allergien dar.
Alkalische Wirkung: Der Verzehr von Weintrauben bewirkt auch, dass Blut und Urin alkalischer werden. Dadurch kann Harnsäure leichter ausgeschieden und so der Ablagerung von Harnsäure in den Gelenken und damit der Gicht vorgebeugt werden.
siehe auch: https://verbraucherfenster.hessen.de/gesundheit/lebensmittel/obst/wie-gesund-sind-weintrauben

Prächtiges Kurhaus in Gleisweiler

 Kur mit Trauben in Gleisweiler

Von der gesundheitsfördernden Wirkung der Trauben war man in der Pfalz bereits im 19. Jahrhundert überzeugt. Jedenfalls war das der Arzt Ludwig Schneider, der Auftraggeber des Kurhauses in Gleisweiler. Schlossähnlich steht das Kurhaus in einem Park am Rande von Gleisweiler. Erbaut hat es im Jahr 1855 Architekt Leo von Klenze, der Privatarchitekt des bayrischen Königs und einer der bedeutendsten Architekten des Klassizismus.
Ludwig Schneider gründete damit ein Sanatorium für chronisch Kranke und leitete dies gut 30 Jahre lang. Zu ihm kamen vornehme Kurgäste, auch aus dem Ausland. Der Clou war schon damals eine Weintraubenkur. Sie „regt die Absonderungsorgane zu erneuter Tätigkeit an“, verkündete der Arzt. Während die Winzer bei Gleisweiler damals nur Gutedel und Österreicher-Trauben reifen ließen, gab es bei dem Kurhaus 50 verschiedene Rebsorten! Eine derartige Reben-Vielfalt war damals eine Sensation. Der Arzt war überzeugt, jede Traubensorte würde ihre eigene Wirkung erzielen. Auch achtete er bei seinen Trauben – und das war damals so gar nicht üblich – auf Qualität, nicht auf Quantität.
Eine Traubenkur dauerte 3-6 Wochen. Patienten kurten am wirksamsten im Herbst, dann konnten sie sich im Weinberg selbst die Trauben pflücken.
Wer sich auf die Traubenkur einließ, für den hieß es:

Iss des Morgens nüchtern 1 Pfund Trauben, dabei Hülsen und Kerne nicht mit verschlucken.
Verzehre ungefähr um 10 Uhr eine zweite, größere Portion Trauben, dazu etwas Weißbrot.
2 Stunden später folgt das Mittagessen – Fleischsuppe und gebratenes Ochsen-, Hammel- oder Kalbfleisch. Als Beilage erlaubt – nur wenn es unbedingt sein muss – Kartoffeln, gelbe Rüben oder Schwarzwurzeln. Grüne Gemüse oder Mehlspeisen unbedingt vermeiden.
Nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr ist eine dritte, aus etwa zwei Pfund bestehende Portion Trauben zu verzehren.
Als Nachtessen schließlich eine Suppe oder Tee mit Weißbrot.

Siehe auch: Mechthild Goetze: Weinwege genießen in der Südpfalz, Band 1, S. 130 f.: Traubenkurort Gleisweiler