Am Wanderweg: Bad Bergzabern – Pleisweiler

Bad Bergzabern, Marktplatz (GPS: 49.10096, 7.99605): Altes Rathaus (Königstraße 1; erbaut 1704; heute Stadtbücherei); Haus Wilms mit Zinnfigurenmuse-um (Marktstraße 14); ev. Kirche (im Kern von 1335). – Bis auf die Kirche entstanden alle Gebäude erst nach dem Stadtbrand 1676. Haus Wilms (Keller 14. Jh.) wurde 1723 erbaut für die Oberamtmänner von Pfalz-Zweibrücken
Bad Bergzabern geschichtlich
Anfang 12. Jh.: Grafen von Saarbrücken bauen eine Wasserburg
1286: König Rudolf von Habsburg verleiht Stadtrechte (es herrschen: Grafen von Zweibrücken), bald ist das Städtchen von einer Mauer umgeben; mit zwei Toren
1394: kommt zur Kurpfalz
1410: Pfälzer Erbteilung => zu Pfalz-Zweibrücken (Oberamt Neukastel)
1579: Renaissanceschloss ist fertig
1618-48: im 30jährigen Krieg bedrängt
1676: Stadtbrand im Holländischen Krieg (1672-79); das Amtshaus der Herzöge „überlebt“ den Angriff => heute Gasthaus zum Engel
nach 1714: Wiederaufbau der Stadt
1792: Französische Revolution => Bergzaberner beantragen Aufnahme in Frankreich
1816: zum Königreich Bayern
ab 1870: Bahnanschluss (Winden-Bergzabern)
1875: wird Luftkurort => wirtschaftlicher Aufstieg
1939-45: Frontstadt im 2. Weltkrieg (1939-45); Westwall => stark zerstört
ab 1953: wird „Bad Bergzabern“
1971: Landkreis Landau-Bad Bergzabern (seit 1978 Landkreis Südliche Weinstraße)
Personen: Rudolf I. (1218-91): 1273-91 der 1. römisch-deutsche König der Habsburger
Ludwig II. von Pfalz-Zweibrücken (1502-32): ab 1514 Pfalzgraf und Herzog von Pfalz-Zweibrücken & Graf von Veldenz

Bergzaberns Marktplatz mit Brunnen

Am Marktplatz die alte Stadt Bergzabern, die es heute nicht mehr gibt, ahnen… Der Siedlung Bergzabern hatte König Rudolf von Habsburg im Jahr 1286 die Stadtrechte verliehen. Städte waren damals eine große Attraktion, eine Stadt besaß Zünfte, Markt, Schule, Kaufmannshäuser, Kirche und Stadtmauer. Stell sie dir aber klein vor, sehr klein. Wie ein Dorf mit Marktplatz, angelegt von einem Grundherrn, der durch den Markt auf bessere Geschäfte hoffte.
Im 10. Jahrhundert gab es in ganz Europa nur etwa 100 Städte – davon die Hälfte in Italien. Im Jahr 1300 gab es schon an die 5000 Städte, darunter nun auch Bergzabern. Hatten europäische Adlige im 12. Jahrhundert Klöster für ihr Seelenheil gegründet, so gründeten sie im 13. Jahrhundert Märkte. Das tat dem „Seelenheil“ ihres Geldbeutels gut, damit konnten sie noch reicher werden. Wenn auch nicht jeder Markt diesen Traum tatsächlich erfüllte.
Inwiefern aber war so ein Markt für die Menschen attraktiv? Sie bekamen mit ihm eine Möglichkeit Kontakte zu knüpfen. Sie konnten Rinder, Ziegen, Schafe und anderes Getier lebend auf den Markt treiben, sie stellten gleich eine Vielzahl an Messern, Töpfen oder Nägeln her, auf dem Markt ließ sich der Überschuss verkaufen. Da die Kirche an drei Tagen verbot, Fleisch zu essen, waren Fisch und Käse wichtige Proteinquellen und wurden zu einer Handelsware.
Märkte beendeten den Tauschhandel – bald benötigte man gewaltige Mengen neuer Geldmünzen.
Ja, es begann auch das Reisen. Vor dem 13. Jahrhundert hatten nur politisch einflussreiche Individuen und Gruppen Fernreisen unternommen. Eine Reise war gefährlich, man musste sich schützen können. Doch nun reisten Menschen zu den Märkten und Messen, das Reisen wurde einfacher. Bauern marschierten vom Land nach Bergzabern zum Markt, Bürger aus Bergzabern besuchten häufiger die nächste große Stadt, und wohlhabende Kaufleute aus der Großstadt reisten sogar zu internationalen Jahrmärkten.
Mit dem Reisen aber lockerten sich auch die Bande, die Leibeigene an ihre Gutshöfe fesselten.
Quelle: Ian Mortimer: Zeiten der Erkenntnis. (2017)