Foto oben: Böhämmer-Brunnen in Bergzabern
Liegt am Wanderweg: Bad Bergzabern – Pleisweiler

Bad Bergzabern, Böhämmer-Denkmal (vor Kurtalstraße 10 / GPS: 49.0997, 7.9917)
1906: Böhämmer-Jagd wird verboten
heute: Böhämmerhaus (Am Wonneberg; www.boehaemmer.de); Schützen schießen auf Glaskörper

Ein Auswärtiger trifft in Bergzabern auf Böhämmerweg und Böhämmerhaus und fragt sich vielleicht ratlos, was meinen die bloß damit? Hämmert hier der Wind besonders böig durch die Straßen oder ist der Wein so stark, dass er Trinkern die Birne einhämmert?
Alles falsch, Böhämmer sind Bergfinken, kleine putzige Vögel, verwandt mit den Buchfinken. Bergfinken, eine Ammergattung – aus Bergammer wird Böhämmer. Die Vögel nisten weit im Norden, oft in Sibirien. Den Winter über jedoch, auf der Suche nach einem warmen Ort, kommen sie auch in die Südpfalz.

Die Vöglein allein sind putzig. Sie kamen aber in ungeheuren Scharen und fabrizierten ein Geschrei zum Ohrenzuhalten. Männer mit Blasrohr und Tonkugeln rückten ihnen auf die Pelle, Jagdfieber packte sie. Es bremste den Jagdeifer keinesfalls, als 1777 der Stadtwachtmeister nach dem abendlichen Schließen der Stadttore von jedem Schützen einen Kreuzer forderte. Sogar noch 1953 klagte der Pfarrer: Die „Mannsleut mit dem Vogelrohr“ laufen auf dem Feld herum und ver-säumen die Kirche.
Für die Jagd vonnöten war ein Blasrohr, etwa zwei Meter lang, aus Tannen- oder Fichtenholz. Viele Jäger verschönerten es mit Ringen aus junger Kirschbaumrinde. Sie brauchten außerdem unbedingt einen Rückkorb. Darin transportierten sie die geschossenen Finken und ebenso die Schlotterkrüge, gefüllt mit Wein. Der Wein versüßte dem Jäger die oft mehrere Nächte dauernde Jagd. Ein wichtiges Jagdutensil war außerdem die Zündpfanne aus Eisen, durchlöchert, mit einem langen Holzstiel.
Bei Nacht, finster war’s im Wald, zündete der Jäger – jedes Geräusch vermeidend – sein Kienholz in der Pfanne an. An ihrem langen Stiel hob der Jäger die Pfanne in die Höhe und leuchtete in die Bäume. Erspähte er im flackernden Schein des Feuers eine Reihe schlafender Böhämmer, so näherte er sich ihnen lautlos, stand end-lich unter dem Baum. Nun pustete er flink und kräftig in sein Blasrohr. Die Kugel flog hinauf in den Baum, ein Vogel fiel tot zur Erde. Die anderen Vögel schliefen weiter, rückten aber zusammen, um die Lücke zu schließen. Wieder blies der Jäger, wieder flog geräusch-los die Kugel, wieder fiel ein Vogel, wieder rückten die Vögel zusammen. Bei all dem blieb der Jäger vollkom-men still. Beim kleinsten Geräusch würden die Vögel – husch – davonfliegen.