Foto oben: Das Weingut heute

Liegt am Rundweg Neustadt – Haardt!

Prachtvolles Anwesen am Hasenpfad

Kaum hatte er die Villa Böhm vollendet, erbaute der Architekt Ludwig Levy dieses Weingut mit einem großen Kelterhaus. Es ist weitläufig umgeben von terrassierten Weingärten.
Weingüter waren in alter Zeit in der Hand von Klöstern und Adligen. Erst nach den Napoleonischen Kriegen entstanden am Rhein, an der Mosel und auch in der Pfalz bürgerliche Weingüter. Viele Besitzer brachten es zu Wohlstand, ja zu beachtlichem Reichtum. Sie ließen sich aufwendige Villen erbauen. Ein Beispiel ist dieses ehemalige Weingut Lieberich-Merkel. Das Anwesen wurde 1893 sogar in der „Architektonischen Rundschau“ vorgestellt.
Neuer Besitzer 2001 wurde der Unternehmer Achim Niederberger. Pfälzer Weinkennern klingt sein Name vertraut.
Achim Niederberger hatte viel Geld als Werbeunternehmer verdient, hatte mit nur 21 Jahren begonnen, Anzeigen auf Sportplakaten an Handwerker und Einzelhändler zu verkaufen. Nun besaß er eine kleine Unternehmensgruppe mit rund 1000 Beschäftigten.
Da zu seiner neuen Villa auch ein Weinberg gehörte, etwa 1 Hektar groß – genug für rund 4000 Flaschen Wein – begann er zu überlegen: „Zum alleine Trinken ist das zu viel, zur Vermarktung zu wenig“. Kurzum machte er sich auf die Suche nach weiteren Weinbergen. Zufällig stand im Jahr darauf (2002) ein wahres Traditionsweingut zum Verkauf: das Weingut Bassermann-Jordan in Deidesheim. Bei diesem lagen in den Weinkellern 500 Sorten Wein, der älteste aus dem Jahr 1706! Seit 1880 sind dort sogar alle Jahrgänge lückenlos vorhanden. Achim Niederberger erwarb dieses Weingut und wollte damit nun auch Geld verdienen. Dafür holte er sich fachlichen Rat bei dem Önlogen des Weinguts Müller-Catoir.
Weingutsbesitzer zu sein, das gefiel dem Werbeunternehmer. Das gefiel ihm so gut, dass er 2005 das Weingut Reichsrat von Buhl ebenfalls erwarb. Buhlsche Rieslinge hatten einst zu den teuersten der Welt gehört, mit Riesling aus diesem Weingut hatte man 1896 bei der Eröffnung des Suezkanals angestoßen. Und weil zufällig beide Weingüter in Deidesheim lagen, machte Achim Niederberger auch dies Wein-Städtchen zu seinem Projekt. Deidesheim stand in seinen Augen zu Unrecht im Schatten großer Mosel- und Rheingau-Orte. Und weil Deidesheim ihm nun am Herzen lag, erwarb er 2007 auch noch das Weingut Dr. Deinhard – Von Winning heißt es heute wieder.
Wer drei Weingüter besitzt, für den ist Wein kein schickes Hobby. Achim Niederberger investierte kräftig. Sein Weinimperium gilt nach den Hessischen Staatsweingütern in Kloster Eberbach und dem Juliusspital in Würzburg als das an Ausdehnung drittgrößte in Deutschland.
Achim Niederberger soll ein stiller, eventuell wertkonservativer Mann gewesen sein. Seine Visionen von Weinbau und Riesling waren sehr speziell, er experimentierte dafür viel. Das war nicht schlecht für den deutschen Riesling. Doch Achim Niederberger erkrankte an Krebs, er starb 2013, mit 56 Jahren. Bestattet wurde er auf dem Deidesheimer Friedhof im Grab der Familie Buhl.
Seine „Unternehmensgruppe Niederberger“ – bestehend aus Weingütern, Werbeagenturen, Druckereien, einen Buchverlag und mehreren Hotel- und Gaststättenbetrieben in Deidesheim (Ketschauer Hof, Hotel Kaisergarten, das Restaurant Leopold im Weingut von Winning) – leitet heute seine Witwe Jana Seeger.
Dass ein Unternehmer so massiv in Wein investiert, das ist in Deutschland einzigartig

Ehemaliges Weingut Lieberich-Merkel: Haardter Str. 13/15
1889/90: Bau des Weinguts (Architekt Ludwig Levy; 1854-1907): mit terrassierten Weingärten
2001: Achim Niederberger (1957-2013) besitzt das Weingut
Heute: gilt als Kulturdenkmal