Foto oben: Eine Riesling-Traube mit vielen saftigen Beeren

Riesling, reife Beeren

Riesling, Blatt

Der Klimawandel macht es möglich: Riesling in Norwegen!
Im renommierten Weingut von Klaus Peter Keller in Rheinhessen fand 2008 eine Praktikantin aus Norwegen so großen Gefallen am Weinbau, dass sie auch in ihrer Heimat probieren wollte, Wein anzubauen. Mit 130 Reben (Riesling und Frühburgunder) im Gepäck machte sie sich auf den Heimweg nach Kristiansand am 58. Breitengrad. Bereits im Herbst 2018 wurden in dem kleinen Weinberg in der Nähe der Nordsee 76° Öchsle gemessen (für einen Kabinettwein benötigt man min. 73° Öchsle). Klaus Peter Keller konnte es kaum glauben und machte sich sofort auf den Weg nach Norwegen. Dort ernteten und kelterten sie gemeinsam eine kleine, aber schmackhafte Menge Riesling. Für Klaus Peter Keller ist das ‚der flüssige Beweis für den Klimawandel‘.

Die Folgen des Klimawandels sind mittlerweile in allen europäischen Weinbaugebieten feststellbar: höhere Temperaturen, extremere Wetterlagen, erhöhte Kohlendioxidkonzentration in der Luft und die Änderung der Nährstoffzusammensetzung im Boden. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Anbaubedingungen und die Weine und verschiebt damit auch die Weinbaugebiet. Weinbauflächen in Spanien, Italien und Frankreich gehen zurück, England wird zum Wein- und Sektland. Im Bordelais leidet vor allem der Merlot unter dem geänderten Klima. Daher experimentiert man mit anderen Rebsorten und versucht das Anbaugebiet nach Norden zu erweitern. Der Merlot hingegen reift jetzt auch im Anbaugebiet Saale-Unstrut. In einigen Jahren werden sich neben England auch Dänmark und Polen zu Weinländern entwickeln.

(Süddeutsche Zeitung vom 09./10. 02.2019, S. 32 Nordlicht im Glas www.sueddeutsche.de/stil/wein-riesling-norwegen-spanien-1.4501442 und Reben auf der Flucht www.bazonline.ch/wissen/natur/reben-auf-der-flucht/story/wissen/natur/reben-auf-der-flucht/story/11779664)